Donnerstag, 11. Oktober 2012


Feiertage, Feiertage, Feiertage 

Shalömchen!

Hier kommt mal wieder ein neuer Eintrag in meinen Blog. In der letzten Zeit ist immer mal wieder was passiert und deswegen werd ich einfach mal von allem ein bisschen was erzählen. Also wir gehen jede Woche arbeiten, laufen durch Rischon oder machen auch mal kleine Ausflüge. So langsam schleicht sich der Alltag ein und man ist echt angekommen.  
Warum ich die Überschrift genommen habe werde ich euch jetzt ein bisschen erläutern. Also wenn man in Israel im September ankommt und dann so einen Monat hier lebt hat man glaub ich ein komplett anderes Bild als wenn man Mitte Oktober hier ankommt. Für mich fing alles mit Rosh HaShana an, darüber habe ich ja schon in einem früheren Eintrag geschrieben. Also es begann mit dem jüdischen Neujahr wo aufgrund der Feiertage nichts wie gewohnt auf hatte und man immer zu kleinen, meist russischen, Büdchen laufen musste damit man an dem Tag noch was zu essen kaufen konnte. Danach ging es weiter mit einem der höchsten jüdischen Feiertage: Yom Kippur, dem Versöhnungstag. Yom Kippur begann am Abend vor dem eigentlichen Feiertag. Der Tag war für mich ziemlich beeindruckend, jeder ist in einem weißen Gewand und mit der ganzen Familie durch die Straßen gelaufen, da es schon dunkel war hatte das Ganze etwas von einer geheimen Prozession und könnte wahrscheinlich leicht gespenstisch wirken. Wie gesagt ich fands einfach nur richtig beeindruckend. Nur dummerweise hatte ich meine Kamera nicht dabei und konnte das Ganze nicht festhalten. Ärgerlich, aber ich bin ja nicht das letzte mal hier. Autos durften an dem Abend und an dem eigentlichen Feiertag  gar nicht fahren. Da bin ich dann am nächsten Tag über die Hauptstraße zur Arbeit gelaufen. Das war echt nett, überall waren wieder Familien auf den Straßen unterwegs und kleine Kinder sind Rollerblades, Skateboard oder Fahrrad auf sonst stark befahrenen Straßen gefahren. Zudem essen und trinken gläubige Juden an Yom Kippur nichts und so konnte ich bei der Arbeit mal ausgiebig essen. Nach Yom Kippur kam dann nach ein paar Tagen Normalität Sukkot, das Laubhüttenfest. Da baut jede jüdische Familie draußen eine Hütte auf in der so gut wie jeden Abend zusammen gegessen und auch gefeiert wird. Da fiel uns auf, dass die Israelis auch sehr gerne grillen und gerade an Sukkot haben wir dann jeden Abend Grillduft gerochen und sind regelrecht verzweifelt :D Dazu muss ich noch sagen, dass ich hier gezwungener Maßen zum Teilzeit Vegetarier geworden bin. Ich weiß jeder der mich kennt wird jetzt aus den Latschen kippen, aber Fleisch ist hier eben viel teurer als zu Hause und so bekommen wir nur ab und zu bei der Arbeit mal Fleisch zu essen. Aber zurück zu Sukkot. Das Fest geht ungefähr eine Woche und unsere Nachbarn haben das dann auch ausgiebig gefeiert, mit Karaoke, Wein und allem drum und dran. An einem Abend sind wir dann an der Laubhütte vorbei gegangen und wurden eingeladen uns dazu zu setzen. Es waren nur noch drei Leute da, Yaron, Eyal und Yarons Freundin von der ich den Namen immer vergesse. Wir haben dann am laufenden Band Wein eingeschenkt bekommen, Bier gabs zwischendurch auch immer mal wieder und kleine Teller mit Nüssen und Früchten. War ein echt lustiger Abend, mit lustigen Unterhaltungen und wir haben jetzt unsere ersten Kontakte hier. Also Eyal und Yaron sind Brüder Ende 20 und sind Juden mit marrokanischen Wurzeln. Die haben uns dann auch gleich zum Shabbat- Essen eingeladen und bei meinem Glück durfte ich genau an dem Abend als einziger bis 10 arbeiten und kam genau dann als so ziemlich alles vorbei war. Aber wir spekulieren noch darauf dass Yaron uns im November zu seiner Hochzeit einlädt. Das wär natürlich ein absolutes Highlight. So als wir dann dachten Sukkot ist vorbei, kam Sukkot 2, wo das einwöchige Fest quasi noch einmal „nach gefeiert“ wird. Also im Feiern macht den Israelis glaub ich keiner was vor. Naja worauf ich hinaus wollte: Wenn man jetzt, wo alle Feiertage vorbei sind mal durch das Center von Rishon läuft, oder generell durch Rishon läuft,  nimmt man das Leben hier ganz anders war. Jetzt sind wirklich alle Geschäfte auf, viel mehr Menschen laufen draußen rum und man kriegt das Leben einfach mehr mit. Man bemerkt auch Geschäfte die man vorher nie gesehen hat.

Man wurde von den meisten Feiertagen halt ziemlich überrascht und stand öfter mal vor einem geschlossenen Supermarkt. Aber wir sind jetzt eher auf kleinere, jüdische Geschäfte ausgewichen, die sind recht gut aufgestellt und bei den meisten Produkten einfach billiger als ein großer Supermarkt und noch dazu viel näher. Wir laufen jetzt nur noch 60 Meter zu dem nächsten Geschäft und werden sogar schon auf deutsch mit „Guten Tag“ begrüßt :D

Sonst hab ich mit David nochmal einen Tag einen Ausflug nach Jerusalem gemacht. Ich war schon mal vor drei Jahren dort und kannte mich noch ein bisschen aus. Also haben wir einen anderen Volontär, Jaques, in Gilo, einem Stadtteil von Jerusalem, besucht. Die haben mit ihrer Wohnung echt das große Los gezogen und können zu Fuß in einer dreiviertel Stunde nach Betlehem laufen. Glückspilze. Naja  von da aus sind wir dann Richtung Altstadt gefahren. An der Ben Yehuda sind wir ausgestiegen und die Jaffa Street, also die Hauptstraße Richtung Altsadt hochgelaufen. Hier fährt jetzt auch die relativ neue Straßenbahn. Also ich glaub die gibt’s schon länger aber ich hab sie das erste mal fertig gesehen. Und ich find dadurch bekommt die Stadt irgendwie nochmal einen besonderen Flair den sie natürlich sowieso schon hat. Halt diese ältere, nahöstliche Stadt dann mit einer Straßenbahn versehen, sieht irgendwie aus wie ein Ufo. Das hat was. Ich muss ehrlich sagen beim zweiten Mal hat mir Jerusalem viel besser gefallen als bei meinem ersten Besuch. Wir sind dann am Damaskus Gate in die Altstadt rein und einfach mal ein bisschen durchgelaufen, haben uns die Western Wall oder auch Klagemauer angeguckt, sind ein wenig hinter die Altstadt gelaufen und haben uns einfach treiben lassen. Auf dem Rückweg waren wir noch auf einem Markt wo wir ein bisschen Gemüse gekauft haben und vollkommen überrascht waren wie wenig wir dafür bezahlen mussten. Deswegen werden wir jetzt öfter mal auf Märkte gehen und uns mehr Salat machen. 

                                           Blick von Jaques`Wohnung

                                           Damaskus Gate
                                          Altstadt

                                          Hinter der Altstadt
                                           Sukkot "Laubhütte"

 
In Sachen Wohnung hat sich heute was getan, wir haben eine Klimaanlage!! Noch dazu soll heute oder Sonntag Internet kommen. Schade das Akki nicht mehr da ist. Das wär für ihn bestimmt wieder ein Anlass gewesen Jesus zu loben und Gott hochleben zu lassen. Apropos Akki, er war vorgestern hier und hat zwei Bücher zurück gebracht weil sie noch aus unserer Wohnung waren und Gott hätte ihm gesagt dass man die Sachen an ihren rechtmäßigen Platz zurück bringen muss. Ich konnte mir ein Lachen gerade noch verkneifen und hab mich bedankt und ihm und Gott recht gegeben und gesagt wo wir denn hinkämen wenn man die Sachen einfach behalten würde. Er hat die Ironie glaub ich nicht ganz rausgehört, sondern sich wahrscheinlich gedacht, ach Gott vielleicht sind die Jungs hier ja doch nicht die Antichristen. Hach man vermisst ihn ja schon. Aber in Sachen Wohnung tut sich was. Wir haben auch mal richtig aufgeräumt und uns am Fenster eine kleine Ecke mit Kissen gebaut wo wir abends sitzen und mal Nargila (Shisha) rauchen oder uns einfach nur unterhalten. Generell ist alles noch ein bisschen chaotisch in Sachen Organisation von unserer Chefin aus, also kommt zum Beispiel das Gehalt mit ein paar Tagen Verzögerung und solche Sachen aber man geht irgendwie immer gelassener damit um. Wir haben zum Beispiel jetzt Essen dafür geschenkt bekommen weil wir auf unser Geld warten müssen.
                                          Nargila- Ecke

Die Arbeit macht weiterhin Spaß und mit den Mitarbeitern versteht man sich auch immer besser. Gestern hatte ich Glück dass ich nicht gearbeitet hab, Daniel hat mir erzählt das zwei Autisten ausgerastet sind und andere verprügelt haben. Naja das soll aber die Seltenheit sein.
So das wars erstmal wieder, je länger ich schreibe desto schlechter ist der Eintrag zu lesen hab ich das Gefühl.

Das Wetter ist übrigens immer noch konstant bei 30 Grad und wenn ich mein Gehalt hab werd ich diesen Monat mit den anderen mal mehr reisen, dann werden die Einträge auch mal abwechslungsreicher.

Bis dann mal

Flo