Mittwoch, 14. November 2012



Winter in Israel
Erev Tov chaverim! (Guten Abend Freunde)
Nach langer Zeit kommt jetzt mal wieder ein Blogeintrag von mir. Die letzten vier Wochen ist  auch relativ viel passiert und deswegen versuche ich das mal ein bisschen zusammen zufassen.
Also vor ungefähr 4 Wochen waren wir zusammen mit den Chaverim auf einen zwei tägigen Trip im Norden Israels. Erster Stopp war der Sachne- Nationalpark über der Westbank in der Nähe der jordanischen Grenze. Jedem der irgendwann mal nach Israel kommt kann ich nur empfehlen dort mal vorbei zuschauen, ein bisschen schwimmen zu gehen und zu wandern. Das ist echt ein richtiges Paradies. Wie gesagt wir sind zuerst einmal in den kleinen Seen schwimmen gewesen und ich war doch überrascht wie gut manche von den Chaverim schwimmen konnten. Ein paar musste man auch immer  wieder einfangen. An Land ist das eine Sache aber im Wasser dann doch eine andere. Aber da ich Herausforderungen ja mag, hab ich das am Ende auch ganz gut hinbekommen. Aber nicht alle Freunde waren so begeistert vom Wasser und haben sich dann auch bei erster Berührung einfach steif wie ein Brett treiben lassen und haben gewimmert :D aber als sie dann im knöcheltiefen Wasser saßen waren sie dann doch überzeugter von der neuen Materie. Nachdem schwimmen wurde noch Pita gegessen und wir haben uns in der Sonne trocknen lassen (hat auch nur 10 Minuten gedauert) Dann kam auch schon die nächste Aufgabe. Wie hält man in einem  Park, in dem unzählige Familien grillen oder ein Picknick machen eine handvolle Chaverim davon abzuhalten diese zu überfallen und deren Essen zu klauen. Hat bis auf zwei, drei Ausnahmen ganz gut geklappt. Muss aber von außen sehr lustig ausgesehen haben :D




Gegen Nachmittag sind wir noch weiter in den Norden, in ein Hostel extra für Autisten gefahren wo wir auch übernachtet haben und nach langer Zeit mal wieder Fleisch gegessen haben! Sehr angenehm. Nur wollte der Freund mit dem ich am Tisch saß auch mein Stück Fleisch haben, was das Essen ein wenig unentspannt gestaltete. Wieso sind ihm drei Stücke Fleisch bitte nicht genug? Naja nachdem Essen wurden die Freunde noch schnell geduscht und ins Bett geschickt. Ab dann saßen wir noch ein bisschen draußen, haben Sonnenblumenkerne gegessen und uns ein bisschen erholt. Lustig war, dass alle Israelis mit dicken Decken draußen saßen und wir es im T-Shirt und kurzer Hose noch recht angenehm fanden. Die Guides die nicht bei den Freunden geschlafen haben, also auch wir Volontäre, sind in einer Art Bunker untergekommen, mit dicken Stahltüren und komplett unterirdisch. Das war auch mal was neues.
Der nächste Tag begann mit dem Frühstück und danach sind wir in einen weiteren Nationalpark in der Nähe von Haifa gefahren wo wir noch zusammen wandern waren und auch wieder ein kleines Picknick gemacht haben. Was mir dabei aufgefallen ist, war, dass viele von den Guides Brot, das man nicht mehr mit nach Hause nehmen kann,  küssen bevor sie es weg werfen. So lernt man nebenbei immer noch ein paar Gebräuche oder Traditionen kennen. Und ich muss sagen, dass mir dieser Brauch sehr gut gefallen hat. Das sind so Kleinigkeiten die Menschen ausmachen.
Der Trip war an sich echt schön, man hat mit den beiden Parks echt gute Tipps für Reisen in Israel bekommen. Zudem hat man die Chaverim und die anderen Guides besser kennengelernt. Am Anfang des Trips hat übrigens jeder ein bis zwei Freunde zugeteilt bekommen die er im Auge behalten sollte. Das ist wahrscheinlich das beste System, dass so ein Ausflug nicht im totalen Chaos endet.  Am Ende war man dann auch ziemlich kaputt und war dankbar für ein bisschen Ruhe in der Wohnung. Man ist halt die ganze Zeit auf den Beinen und muss gucken, dass nichts passiert und damit die Freunde nicht irgendwas anstellen. Man muss gucken, dass sie immer genug trinken und permanent fragen ob sie mal aufs Klo müssen, ansonsten geht das auch gerne mal in die Hose, was bei einem Ausflug nicht ideal ist.                                                                                                                                    
Was negativ aufgefallen ist, waren die Blicke von den Leuten die man auf dem Weg getroffen hat und die richtig gestarrt haben.
Ansonsten tut sich in Sachen Schränke hier nicht viel. Vor zwei Wochen war unsere Koordinatorin hier und hat mal ordentlich die Welle gemacht. Danach hatten wir zu unserem Tisch dann auch Stühle. Aber das wirklich wichtige, die Schränke, kommt immer noch nicht. Wobei man sich denkt, dass man das nach zwei einhalb Monaten doch eigentlich mal organisiert bekommen könnte. Man fühlt sich da langsam ein bisschen verarscht. Es nervt einfach so lange aus dem Koffer zu leben. Man bekommt irgendwie nicht so eine richtige Ordnung in sein Zimmer.
Naja, das wird hoffentlich bald auch was. Ich hab mir überlegt mal ein bisschen was von der Arbeit zu schreiben. Also jeder von den Chaverim hat so seine Angewohnheiten (wahrscheinlich würde mir jetzt jeder Autismus-Spezialist meinen Blog um die Ohren hauen und sagen so kann man das aber nicht sagen, aber ich versuchs mal zu beschreiben), der eine hat einen Ordnungstick und schlägt sich wenn ihn etwas aufregt und manchmal auch aus Gründen die sich mir nicht so ganz erschließen. Die Nächste ist sehr ängstlich und tickt regelmäßig aus, wirft  Schränke um oder andere Sachen. Dann gibt es noch einen der es hasst wenn Schränke offen sind und muss alle fünf  Minuten überprüfen ob alle Schränke auch wirklich abgeschloßen sind. Ein Autist hat einen irren Bewegungsdrang und schafft es wirklich nicht mal eine Minute still dazu sitzen, entweder er sinkt immer dieselbe kurze Melodie oder er rennt durch die Gegend. Wenn man nicht aufpasst geht er auch nach oben und verrichtet sein Geschäft mal gerne in seinem Zimmer. Der nächste braucht immer einen genau strukturierten Tagesplan den er mit sich rumtragen kann und wenn der mal 3 Minuten auf sich warten lässt rastet er komplett aus, was bei über zwei Metern und einigen Kilos zu viel nicht ganz so lustig ist. So als letztes Beispiel nehme ich dann noch den Chaver der ununterbrochen schreit und bei dem es sehr schwer ist ihn zu beruhigen.  Jetzt stellt euch vor ihr holt ein Puzzel aus einem Schrank um es mit einem Friend zu puzzeln und lässt dabei leider zu lange den Schrank auf, was Autist 1 dazu bewegt zum Schrank zu rennen und ihn zu schließen. Dabei stolpert er aber über ein Paar Schuhe, sodass diese nicht mehr genau parallel nebeneinander stehen. Das bewegt Autist zwei dazu aufzuspringen und die Schuhe wieder parallel hinzustellen und sich wieder zu schlagen, das verängstigt Autist 3 so sehr, dass sie schreit und das ist wiederum ein Zeichen dafür, dass sie bald ausrastet. Unterdessen ist Autist 4 ausgebüchst und man riecht von oben einen nicht ganz so angenehmen Geruch. Autist 4 findet das alles sehr aufregend und fängt an, das alles noch mit Geschrei zu untermalen. Und schon hat man das perfekte Chaos, oder wie man hier sagt Balagan. Also das ist jetzt mal ein Beispiel wie es laufen kann, wenn mal ein schlechter Tag ist.
                                           Blumen

                                           Wäsche trocknen
                                             Bushaltestelle an unserer Arbeit

Und um jetzt mal Bezug zum Titel herzustellen, der Winter kommt langsam nach Rishon, wir haben zwar noch angenehme 20 bis 25 Grad aber es hat jetzt das erste mal geregnet. Und wie! Mit Gewitter und Blitzen und richtigem Platzregen! Da stand echt alles unter Wasser. Wir wurden dann auch von so einem Platzregen überrascht als wir in einem Kiosk waren. Nur leider hat das die Stromleitung nicht so richtig ausgehalten und die ganze Straße war aufeinmal für 10 Minuten dunkel. Regen ist man hier wohl nicht so gewohnt :D
So, das wars dann erstmal von mir. Nächste Woche geht’s dann mal wieder nach Haifa zu einem Seminar über Minderheiten in Israel. Ich denke mal danach gibt’s den nächsten Blogeintrag.
Also dann schöne Grüße nach Deutschland und nen angenehmen Winter ! :)

P.S. : Falls hier ein paar Fehler drin sind, überlest die am besten einfach, ich
 hatte jetzt keine Zeit mehr drüber zu gucken da ich zur Arbeit muss. :D
Lehitraot
Flo

Donnerstag, 11. Oktober 2012


Feiertage, Feiertage, Feiertage 

Shalömchen!

Hier kommt mal wieder ein neuer Eintrag in meinen Blog. In der letzten Zeit ist immer mal wieder was passiert und deswegen werd ich einfach mal von allem ein bisschen was erzählen. Also wir gehen jede Woche arbeiten, laufen durch Rischon oder machen auch mal kleine Ausflüge. So langsam schleicht sich der Alltag ein und man ist echt angekommen.  
Warum ich die Überschrift genommen habe werde ich euch jetzt ein bisschen erläutern. Also wenn man in Israel im September ankommt und dann so einen Monat hier lebt hat man glaub ich ein komplett anderes Bild als wenn man Mitte Oktober hier ankommt. Für mich fing alles mit Rosh HaShana an, darüber habe ich ja schon in einem früheren Eintrag geschrieben. Also es begann mit dem jüdischen Neujahr wo aufgrund der Feiertage nichts wie gewohnt auf hatte und man immer zu kleinen, meist russischen, Büdchen laufen musste damit man an dem Tag noch was zu essen kaufen konnte. Danach ging es weiter mit einem der höchsten jüdischen Feiertage: Yom Kippur, dem Versöhnungstag. Yom Kippur begann am Abend vor dem eigentlichen Feiertag. Der Tag war für mich ziemlich beeindruckend, jeder ist in einem weißen Gewand und mit der ganzen Familie durch die Straßen gelaufen, da es schon dunkel war hatte das Ganze etwas von einer geheimen Prozession und könnte wahrscheinlich leicht gespenstisch wirken. Wie gesagt ich fands einfach nur richtig beeindruckend. Nur dummerweise hatte ich meine Kamera nicht dabei und konnte das Ganze nicht festhalten. Ärgerlich, aber ich bin ja nicht das letzte mal hier. Autos durften an dem Abend und an dem eigentlichen Feiertag  gar nicht fahren. Da bin ich dann am nächsten Tag über die Hauptstraße zur Arbeit gelaufen. Das war echt nett, überall waren wieder Familien auf den Straßen unterwegs und kleine Kinder sind Rollerblades, Skateboard oder Fahrrad auf sonst stark befahrenen Straßen gefahren. Zudem essen und trinken gläubige Juden an Yom Kippur nichts und so konnte ich bei der Arbeit mal ausgiebig essen. Nach Yom Kippur kam dann nach ein paar Tagen Normalität Sukkot, das Laubhüttenfest. Da baut jede jüdische Familie draußen eine Hütte auf in der so gut wie jeden Abend zusammen gegessen und auch gefeiert wird. Da fiel uns auf, dass die Israelis auch sehr gerne grillen und gerade an Sukkot haben wir dann jeden Abend Grillduft gerochen und sind regelrecht verzweifelt :D Dazu muss ich noch sagen, dass ich hier gezwungener Maßen zum Teilzeit Vegetarier geworden bin. Ich weiß jeder der mich kennt wird jetzt aus den Latschen kippen, aber Fleisch ist hier eben viel teurer als zu Hause und so bekommen wir nur ab und zu bei der Arbeit mal Fleisch zu essen. Aber zurück zu Sukkot. Das Fest geht ungefähr eine Woche und unsere Nachbarn haben das dann auch ausgiebig gefeiert, mit Karaoke, Wein und allem drum und dran. An einem Abend sind wir dann an der Laubhütte vorbei gegangen und wurden eingeladen uns dazu zu setzen. Es waren nur noch drei Leute da, Yaron, Eyal und Yarons Freundin von der ich den Namen immer vergesse. Wir haben dann am laufenden Band Wein eingeschenkt bekommen, Bier gabs zwischendurch auch immer mal wieder und kleine Teller mit Nüssen und Früchten. War ein echt lustiger Abend, mit lustigen Unterhaltungen und wir haben jetzt unsere ersten Kontakte hier. Also Eyal und Yaron sind Brüder Ende 20 und sind Juden mit marrokanischen Wurzeln. Die haben uns dann auch gleich zum Shabbat- Essen eingeladen und bei meinem Glück durfte ich genau an dem Abend als einziger bis 10 arbeiten und kam genau dann als so ziemlich alles vorbei war. Aber wir spekulieren noch darauf dass Yaron uns im November zu seiner Hochzeit einlädt. Das wär natürlich ein absolutes Highlight. So als wir dann dachten Sukkot ist vorbei, kam Sukkot 2, wo das einwöchige Fest quasi noch einmal „nach gefeiert“ wird. Also im Feiern macht den Israelis glaub ich keiner was vor. Naja worauf ich hinaus wollte: Wenn man jetzt, wo alle Feiertage vorbei sind mal durch das Center von Rishon läuft, oder generell durch Rishon läuft,  nimmt man das Leben hier ganz anders war. Jetzt sind wirklich alle Geschäfte auf, viel mehr Menschen laufen draußen rum und man kriegt das Leben einfach mehr mit. Man bemerkt auch Geschäfte die man vorher nie gesehen hat.

Man wurde von den meisten Feiertagen halt ziemlich überrascht und stand öfter mal vor einem geschlossenen Supermarkt. Aber wir sind jetzt eher auf kleinere, jüdische Geschäfte ausgewichen, die sind recht gut aufgestellt und bei den meisten Produkten einfach billiger als ein großer Supermarkt und noch dazu viel näher. Wir laufen jetzt nur noch 60 Meter zu dem nächsten Geschäft und werden sogar schon auf deutsch mit „Guten Tag“ begrüßt :D

Sonst hab ich mit David nochmal einen Tag einen Ausflug nach Jerusalem gemacht. Ich war schon mal vor drei Jahren dort und kannte mich noch ein bisschen aus. Also haben wir einen anderen Volontär, Jaques, in Gilo, einem Stadtteil von Jerusalem, besucht. Die haben mit ihrer Wohnung echt das große Los gezogen und können zu Fuß in einer dreiviertel Stunde nach Betlehem laufen. Glückspilze. Naja  von da aus sind wir dann Richtung Altstadt gefahren. An der Ben Yehuda sind wir ausgestiegen und die Jaffa Street, also die Hauptstraße Richtung Altsadt hochgelaufen. Hier fährt jetzt auch die relativ neue Straßenbahn. Also ich glaub die gibt’s schon länger aber ich hab sie das erste mal fertig gesehen. Und ich find dadurch bekommt die Stadt irgendwie nochmal einen besonderen Flair den sie natürlich sowieso schon hat. Halt diese ältere, nahöstliche Stadt dann mit einer Straßenbahn versehen, sieht irgendwie aus wie ein Ufo. Das hat was. Ich muss ehrlich sagen beim zweiten Mal hat mir Jerusalem viel besser gefallen als bei meinem ersten Besuch. Wir sind dann am Damaskus Gate in die Altstadt rein und einfach mal ein bisschen durchgelaufen, haben uns die Western Wall oder auch Klagemauer angeguckt, sind ein wenig hinter die Altstadt gelaufen und haben uns einfach treiben lassen. Auf dem Rückweg waren wir noch auf einem Markt wo wir ein bisschen Gemüse gekauft haben und vollkommen überrascht waren wie wenig wir dafür bezahlen mussten. Deswegen werden wir jetzt öfter mal auf Märkte gehen und uns mehr Salat machen. 

                                           Blick von Jaques`Wohnung

                                           Damaskus Gate
                                          Altstadt

                                          Hinter der Altstadt
                                           Sukkot "Laubhütte"

 
In Sachen Wohnung hat sich heute was getan, wir haben eine Klimaanlage!! Noch dazu soll heute oder Sonntag Internet kommen. Schade das Akki nicht mehr da ist. Das wär für ihn bestimmt wieder ein Anlass gewesen Jesus zu loben und Gott hochleben zu lassen. Apropos Akki, er war vorgestern hier und hat zwei Bücher zurück gebracht weil sie noch aus unserer Wohnung waren und Gott hätte ihm gesagt dass man die Sachen an ihren rechtmäßigen Platz zurück bringen muss. Ich konnte mir ein Lachen gerade noch verkneifen und hab mich bedankt und ihm und Gott recht gegeben und gesagt wo wir denn hinkämen wenn man die Sachen einfach behalten würde. Er hat die Ironie glaub ich nicht ganz rausgehört, sondern sich wahrscheinlich gedacht, ach Gott vielleicht sind die Jungs hier ja doch nicht die Antichristen. Hach man vermisst ihn ja schon. Aber in Sachen Wohnung tut sich was. Wir haben auch mal richtig aufgeräumt und uns am Fenster eine kleine Ecke mit Kissen gebaut wo wir abends sitzen und mal Nargila (Shisha) rauchen oder uns einfach nur unterhalten. Generell ist alles noch ein bisschen chaotisch in Sachen Organisation von unserer Chefin aus, also kommt zum Beispiel das Gehalt mit ein paar Tagen Verzögerung und solche Sachen aber man geht irgendwie immer gelassener damit um. Wir haben zum Beispiel jetzt Essen dafür geschenkt bekommen weil wir auf unser Geld warten müssen.
                                          Nargila- Ecke

Die Arbeit macht weiterhin Spaß und mit den Mitarbeitern versteht man sich auch immer besser. Gestern hatte ich Glück dass ich nicht gearbeitet hab, Daniel hat mir erzählt das zwei Autisten ausgerastet sind und andere verprügelt haben. Naja das soll aber die Seltenheit sein.
So das wars erstmal wieder, je länger ich schreibe desto schlechter ist der Eintrag zu lesen hab ich das Gefühl.

Das Wetter ist übrigens immer noch konstant bei 30 Grad und wenn ich mein Gehalt hab werd ich diesen Monat mit den anderen mal mehr reisen, dann werden die Einträge auch mal abwechslungsreicher.

Bis dann mal

Flo

Montag, 24. September 2012


Die Rischon WG

Erev Tov! - Guten Abend!
So liebe Freunde, ich  sitze gerade in Rischon in der Nähe vom alten Busbahnhof in einem Park und genieße die Sonne, hoffentlich hol ich mir hier keinen Sonnenbrand. Wie ist das Wetter in Deutschland denn so?

Also da ich in Rischon freies W-Lan habe dachte ich mir ich könnte hier mal wieder einen Blogeintrag machen, das wird auch öfter passieren wenn wir in unserer Wohnung endlich Internet haben, aber das ist typisch hier, die Israelis denken sich wahrscheinlich schon „die Deutschen machen aber auch eine Hektik“.
In meinem letzten Blogeintrag bin ich bei unserem letzten Tag in Haifa stehen geblieben, danach ging es für Daniel, David, Max und mich nach Rischon Lezion in unsere WG. Mit im Bus saßen auch noch andere Volontäre die in der Nähe von Rischon, also in Rohovot oder in Kfar Ofarim untergebracht wurden. Die Volontäre aus Kfar Ofarim wurden von ihrer Chefin und einer anderen Mitarbeiterin namens Aviva begleitet. Aviva ging nach spätestens 10 Minuten jedem im Bus auf die Nerven . Sie flitzte auf der ungefähr einstündigen Busfahrt ununterbrochen durch den Gang, schoß schonmal Fotos von ein ihren Volontären, versuchte ihnen die Augenbrauen zu zupfen und schien besonders auf Laurenz` blonde Haare zu stehen. Spätestens da hab ich mir überlegt mich schlafend zu stellen und froh zu sein, dass ich dunkle Haare hab und nicht in Kfar Ofarim untergebracht bin. Und auch Daniel schien relativ genervt zu sein, denn er grummelte neben mir „ kann mal wer die Olle abstellen?“ :D
Naja zum Glück wurden wir als erstes abgesetzt und Iris zeigte uns unsere Wohnung. Die Wohnung an sich ist schon ganz nett nur die erste Ernüchterung folgte auf dem Fuß. Während Iris mit Max noch etwas einkaufen ging versuchten wir die Klimaanlage anzumachen um etwas frische Luft zubekommen und uns abzukühlen, doch leider war diese kaputt und auch die Versuche ins Internet zu gelangen schlugen fehl. Der Router ist wohl kaputt und deswegen müssen wir uns erstmal gedulden.  Als wir die Wohnung weiter inspizierten ist uns noch aufgefallen dass wir keine Klobrille hatten, in vier von sechs Räumen kein Licht ging und kein einziger Schrank zu finden war, wo wir unsere Anziehsachen rein tun könnten. Also heißt es erstmal aus dem Koffer oder vom Boden leben. Das hat die Stimmung zunächst ein wenig gedrückt und wir beschloßen uns ein bisschen in unserer neuen Nachbarschaft umzugucken. Diese besteht größten Teils aus russischen Juden, einer kleinen jüdisch-orthodoxen Siedlung und äthiopischen Juden. Zum Glück kann Daniel fließend russisch, da fällt die Verständigung viel leichter wenn man ihn dabei hat.
Als wir dann wieder in unsere Wohnung kamen haben wir dann unseren finnischen Mitbewohner Akki kennen gelernt. Er ist schon 37 und der erste Eindruck war in Ordnung. Aber das hielt nicht lange an. Akki ist ein sehr streng religiöser Mensch. Ich sag jetzt Mensch weil eigentlich keiner so genau weiß was er überhaupt ist. Fest steht dass er an einen Mischmasch aus Christentum und Judentum glaubt und von Gott hier her berufen wurde, er deswegen seine Freundin, mit der er 5 Jahre zusammen gewesen ist und mit der schon Kinder in Planung gewesen sind, verlassen hat um in Israel "Gott zu dienen".  Und Jesus findet er auch ganz toll. Selbst unsere jüdischen Mitarbeiter in unserer Einrichtung wissen nicht wirklich an was er glaubt und hatten deswegen schon einige Diskussionen mit ihm, doch auch nach diesen Diskussionen wusste niemand genau was er jetzt überhaupt ist.  
Beispiel: Akki kommt nach Hause und sieht dass der Wasserkocher angeht (scheint irgendwie ein Kurzschluß zu sein) also sagt er zu uns „ Look what jesus did! He switched the cooker on. For me!“  Man kann mit Akki nicht reden ohne dass er irgendwann anfängt von Jesus oder Gott zu erzählen.
Anfangs war das noch ganz lustig aber mit der Zeit nur noch nervig. Noch dazu ist er kein bisschen tolerant und hat uns erklärt dass der Koran „shit“ ist. Und als er im Bus jemanden dabei belauscht hat wie er einen Witz über Jesus gemacht hat, war er wohl kurz davor ihm an den Kragen zu gehen dachte sich dann aber „What would Jesus do?“ und hat sich zusammen gerissen. Wie gesagt, sehr tolerant der Akki :)
Doch vor ein paar Tagen hatten wir eine Diskussion über seine Regeln die er in der Wohnung aufgestellt hatte, danach hatte er wohl das Gefühl wir würden aus der WG ein Freudenhaus machen und verließ uns am nächsten Tag Richtung Jerusalem. Da ist er wohl auch besser aufgehoben. Zur Info, wir haben nur gefragt ob es ok wär, wenn uns unsere Freundinnen hier besuchen würden, da ist er richtig laut geworden der gute Akki und war für keinen Kompromiss zu haben. Mit ihm zu diskutieren war eh nicht das Gelbe vom Ei, da er nie aufgehört hat zu reden und dachte man würde ihn attackieren.  Dabei war er der einzige der aggressiv geworden ist. Naja nun ist er ja weg  :D
Der andere Mitbewohner ist Koreaner und heißt Yan, er ist auch wegen Jesus hier aber ist ein richtig netter Kerl und wir verstehen uns alle gut mit ihm und haben schon einen gemeinsamen Putzplan.       
 Mitlerweile haben wir auch eine Umräumaktion gestartet und leben uns immer mehr ein und wenn wir Glück haben bekommen wir nach Sukkot  auch Schränke und in allen Räumen Licht. Das wird schon alles.
Ansonsten macht die Arbeit in der Einrichtung richtig Spaß und die Mitarbeiter sind auch nett. Man merkt dass viele Leute hier im ersten Moment etwas harsch rüberkommen können aber wenn man sie näher kennen lernt sind sie richtig nett, reden mit dir und sind sehr bemüht einem zu helfen. Das ist mir ehrlich gesagt auch lieber als aufgesetzte Höflichkeit. Was man auch immer mehr merkt ist, dass Israel einfach nur laut ist. :D Man hat manchmal das Gefühl wenn sich hier zwei Israelis übers Wetter unterhalten, kann man das in der Art und Weise mit zwei Deutschen gleichsetzen die sich laut und ausgiebig streiten. :D
Aber zurück zur Arbeit, die Einrichtung ist in 4 Häuser eingeteilt die chaverim unterschiedlicher Ausprägungen und Formen beherbergen. Im Moment helfen wir noch überall aus, das heißt wir arbeiten an einem Tag in dem unteren Haus (Beit Ela) am nächsten Tag im mittleren Haus (Beit Aviv) und am nächsten Tag im oberen Haus (Beit Almoq). Das ist eigentlich ganz gut da die Arbeit in manchen Häusern anstrengender ist als in anderen, so hat man mal einen Tag einen relativ entspannten Job und dann mal einen Tag einen etwas stressigeren. Aber bald werden wir wohl fest auf ein Haus eingeteilt.  Der Tag für die chaverim sieht so aus, dass sie morgens zur Arbeit gebracht werden, wo sie Zahnseide in die dafür vorgesehenen Dosen einfädeln (so hab ich das zumindest verstanden), danach kommen sie mit einem Reisebus zurück zur Einrichtung wo erstmal geduscht wird und Freizeit angesagt ist, an manchen Tagen kommt ein Musiker der mit ihnen musiziert, manchmal wird gezeichnet oder gepuzzelt oder einfach nur ausgeruht. Nebenbei läuft die ganze Zeit der Fernseher, entweder ein Musiksender oder irgendwelche psycho Thriller. Manche Chaverim können sich selber duschen, anderen muss man sagen was sie machen müssen und wieder andere können sich gar nicht alleine duschen. Da muss man dann richtig mithelfen. Man muss nur immer dabei bleiben damit keiner auf die Idee kommt shampoo zu trinken oder anderen Quatsch zu machen.  Dann stellen wir Abendessen (anuchat erev)  zusammen, putzen die Zähne, waschen ab und dann ist Bettruhe, das kann aber jeder für sich entscheiden wann er ins Bett möchte, es muss nur Ruhe herrschen und das Licht muss ausbleiben.. Der Job besteht viel aus aufpassen, denn es gibt ein paar Experten die sich alles in den Mund stecken, in geschloßenen Räumen ihr Geschäft verrichten, irgendwann anfangen den Kopf mit voller Wucht gegen die Wand oder den Boden zu hauen oder einfach in einer Tour über mehrere Stunden hinweg schreien. Wenn man was sagt hören sie kurz auf und fangen dann wieder an. Das kann schon ziemlich auf die Nerven gehen.
Das wars jetzt erstmal für heute, ich hoffe der Teil über die Arbeit ist nicht zugequetscht ;)
Letzte Woche war übrigens das richtige Rosh HaShana, das jüdische Naujahr, wir schreiben jetzt das Jahr 5773 nach dem jüdischen Kalender ;)

Fotos kann ich leider nicht hochladen, die kommen dann die Tage!

Shana tova! – Frohes Neues!

Dienstag, 11. September 2012

Alles Joffi in Haifa..

Boker Tov! (Guten morgen!)

Also nun bin ich schon eine Weile in Israel und dachte mir ich könnte meinen ersten Blogeintrag mal machen. Glaubt mir das wäre schon früher passiert, wenn ich eine richtige Internetverbindung hätte.
By the way, "joffi" heißt "alles gut" ;)

Aber von vorn. Ich bin, wie schon erwähnt, am 1.9.12 abends in Köln/Bonn mit Germanwings nach Tel aviv/ Ben Gurion geflogen und um 0:30 dort gelandet. Nachdem ich die Fragen des Sicherheitsbeamten am Schalter alle brav beantwortet hatte war dieser völlig perplex, dass ich so lange in Israel bleiben wollte aber noch kein Arbeitsvisum beantragt hatte, schickte er mich in ein Büro wo ich erstml warten durfte. Dort traf ich mit Almut dann auch Phillip und Julian, zwei wietere Volontäre vom Deutsch-Israelischen-Verein  die offenbar die selben Probleme hatten. Nach kurzem Warten wurde ich dann in ein Büro gebeten wo mir eine ältere Frau nochmal einschärfte, dass ich sofort mein Arbeitsvisum beantragen sollte ("hurry up!"). Nun hatte ich aber mein 3 monatiges Visum und durfte einreisen, noch kurz mein Gepäck geholt und mit Pulli aus dem angenehm gekühlten Flughafen Ben Gurion in das 26 Grad warme Tel Aviv maschiert. Und das um 2:00 !!
Jetzt brachte uns die beiden Taxi-Fahrer mit dem Schild "Beit Rautenberg Haifa" in ihren zwei Taxis in Rekordtempo nach Haifa. In Israel kann  man gleichzeitig E-Zigarette rauchen, Telefonieren, SMS schreiben, Radio hören, wunderschön und Auto fahren. Beeindruckend. Der Fahrer hatte gute Laune und sang schön mit, nur ich glaube er hat sich ein wenig über die "speed control 120" Lampe an seinem Amaturenbrett aufgeregt, weil er manchmal grummelte "it´s the time off the police now". Naja um 3:20 sind wir dann sicher in Haifa angekommen und legten uns ertmal hin. Zum Glück ging das Programm am nächsten Tag erst um 14:00 mit dem Mittagessen los, also konnten wir erstmal ausschlafen :)

1. Tag : Als wir Sonntag dann aufgewacht sind haben wir erstmal die anderen begrüßt und festgestellt dass wir nun 60 Leute aus Deutschland waren, da das DRK auch eine Eingewöhnungsphase im Rutenberg Institut hatten. Vor dem Mittagessen hab ich mich dann mit Phillip, David und Julian in Haifa umgeschaut, der Ausblick von unserem Institut war einfach unbeschreiblich, da es in der Nähe vom Dan Hotel auf dem Mount Karmel liegt, von wo aus man die Bucht, an der Haifa gebaut ist, überblicken kann. Hiervon hab ich auch noch Fotos, doch danach hat sich meine Kamera irgendwie entschieden, dass sie ab jetzt keine Bilder mehr speichert. Scheint an der Speicherkarte zu liegen, werd mir demnächst mal eine neue kaufen.
Nach dem Mittagessen hat uns dann Silvia Behm, unsere Koordinatorin und Ansprechpartnerin für Israel begrüßt und uns gebeten in kleinen Gruppen Plakate mit unseren Vorstellung und Erwartung von der Arbeit und Israel zu basteln. Es war sehr kreativ ;) Hier hat sich dann auch Dina Lutati unsere Ansprechpartnerin von der israelischen Regierung vorgestellt. Dina kann man sehr gut als klein aber "oho" beschreiben, wobei man wahrscheinlich bei den meisten Israelis ein "oho" dranhängen kann. Sehr temperamentvolle Leute.  Nachdem Abendessen gab es dann eine Art Workshop in israelischem Volkstanz, als ich mich als passionierter Tänzer heimlich davor drücken wollte, wurde ich höflich aber sehr bestimmt doch noch dazu "überredet" mitzumachen und ich muss sagen, dass es wirklich Spaß gemacht hat. Wir wurden auch prompt von unserer Tanzlehrerin dazu eingeladen sie in ihrem Kibuz zu besuchen, wann immer wir wollen. Am Abend haben wir uns dann in einen kleinen Park in der Nähe des Dan Hotels gesetzt und die Aussicht über Haifa bei Nacht genoßen. Irgendwann kam ein arabisches paar vorbei und freute sich tierisch darüber, dass wir uns auf deutsch unterhielten. Sie hat zwei Söhne in München und hat selber lange Zeit in Deutschland gelebt bis sie dann wieder in ihre Heimat nach Haifa wollte.

2. Tag: Am zweiten Tag hatten wir dann zuerst einen Vortrag vom Manager der levzeller Einrichtung, der uns einen kleinen Crashkurs in Selbstverteidigung gab, damit wir uns sanft schützen können wenn die chaverim (übersetzt Freunde, so nennt man die Autisten) agressiv werden, das soll aber nur selten passieren ;)
Danach kam Micki Drill, ein Jude aus Wien, der in jungen Jahren die Alliyah nach Israel, oder den "Aufstieg nach Israel" gewagt hatte, er erzählte uns ein paar Anekdoten zu deutsch-israelischen Begegnungen die er leitet. und Nachmittags gabs dann erstmal 3 Stunden Ivritunterricht, ich kann jetzt sogar meinen Namen schreiben :) Danach ist nicht mehr viel passiert, haben uns im Rutenberg Institut zusammen gesetzt und uns ein bisschen unterhalten.

                                         Rutenberg Institut
                                          Haifa

3. Tag: Der dritte Tag begann mit einer Führung durch die Bahai-Gärten, welche direkt unter unserem Wohnort lagen. Also man merkt schon, besser kann man in Haifa wahrscheinlich nicht wohnen :)
Kurz zur Erklärung, die Bahai sind eine sehr tolerante persische Religion, die ihren Hauptsitz in Haifa haben. Der Bahai Tempel liegt auch auf dem Mount karmel und um ihn herum sind fantastische Gärten angeleg worden die unten am Karmel Berg beginnen und oben enden. Das sieht einfach bombastisch aus. Nur leider hat hier meine Kamera dann schon gestreikt. Sehr schade.
Danach kam Yossi Torfstein vom Außenministerium  und erzählte uns etwas über die teritoriale Lage Israels und die Herausforderung die dadurch entsteht. Danach hatten wir nochmal 3 Stunden Ivritunterricht bei Nava und setzten uns am Abend wieder zusammen.

4. Tag: Am Mittwoch morgen, wurde vom Institutsleiter feierlich Rosh Hashana, das jüdische Neujahr vorverlegt damit man das noch mit uns feiern konnte solange wir noch in Haifa waren. Da gabs dann erstmal eine sehr schöne Rede mit allen Angestellten des Beit Rutenberg und wir haben zusammen mit einem Glas Hagalil-Wein angestoßen. Morgens um 9:30, die Israelis wissen wie man feiert :D
Aber das war schon sehr beeindruckend und ich weiß echt nicht wie oft wir in der Zeit in Haifa das Wort "Danke" gehört haben. Eine Tradition an Rosh HaShana ist es einen Apfel in Honig zu tauchen und zu essen, das soll das neue Jahr versüßen ;)
Dann gabs noch einen Vortrag von einer Mutter mit einem autistischen Kind und Nachmittags wurden wir abgeholt und langsam zu unseren Wohnungen gebracht.
So mehr gibts im nächsten Eintrag
Shalom!!